Mexico 2001

Riviera Maya, Rio Bec, Chiapas, bei den Lacandonen, Puuc, Merida

 

6. Etappe : Merida

 

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    Montag, 19.2.2001

    Wir verlassen die Villas Archeologicas und wollen unterwegs frühstücken, da das Frühstück im VA so zivilisiert und geschmacklos ist, wie selten noch einmal in Mexico. An der Strasse nach Muna hatten wir bereits einige Restaurants und Bars gesehen. Die sind jedoch - wie wir feststellen müssen - ausschliesslich auf Tagesausflügler im Bus und deswegen auf Mittagessen vorbereitet, denn auf Frühstücker. In der ersten Station also Fehlanzeige, in der Zweiten bekommen wir zwar mit Anlaufproblemen ein hervorragendes, improvisiertes, aber  frisch zubereitetes Frühstück. Da ein Frühstück auf der Tageskarte jedoch nicht auftaucht, werden wir preislich so dermassen über den Tisch gezogen, dass der Geldbeutel weint. Sogar die Sonne lacht. Heute fahren wir nur die kurze Strecke bis Merida, ca. 80 Kilometer. Das Hotel “San Juan” finden wir nach einigem Hin und Her im quadratischen Strassengewirr der Stadt. Es hat saubere Zimmer und einen kleinen Pool im Innenhof. Das Personal ist sehr freundlich und wir können unser Auto im Innenhof eines benachbarten Grundstückes abstellen, der als Hotelparkplatz fungiert und einen Durchgang zum Hotel hat. Überwiegend wohnen hier Geschäftsleute, weniger Touristen. Wir bekommen eines der letzten freien Zimmer. Es gibt jedoch kein Hotelrestaurant und auch kein Frühstück. Auch nicht schlimm. Wir duschen und Paulina schaut mexikanisches Kinderfernsehen. Anschliessend machen wir uns mal wieder mit dem Wäschesack auf den Weg. Das Kilo 10 Pesos. Mittagessen an der kleinen Plazuela “Parque Hidalgo” zwei

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    Paulina im Parque Hidalgo

    cuadras vom Zocalo entfernt. Martina erkennt ein englisches Ehehpaar wieder, mit dem sie sich bereits sehr angeregt in Palenque im Chan Kah Ressort unterhalten hat. Die beiden kommen gleich zu unserem Tisch. Da wir aber gerade essen, verbietet die englische Höflichkeit wohl, dass beide sich zu uns an den Tisch setzen. Also plaudern wir und unser Essen wird trotzdem kalt. Nette Leute. Karneval kündigt sich überall in der Stadt an. Ausserdem wird ein Jugendfest mit Live-Musik auf dem Zocalo gefeiert. Neben uns - in einiger Entfernung zum Trubel - baut ein Schuhputzer gegen acht Uhr abends seinen Arbeitsplatz auf. Er ist ein behinderter, alter, hagerer Mann, von dem ich annehme, dass er von ausserhalb in die Stadt kommt und wohl seit Jahr und Nacht seinen Schuhputzstand hier am Zocalo von Merida betreibt. Er hat schwarze Hände von der Schuhwichse und sieht traurig aus. Nachdem er sein kleines Podest aufgebaut hat, packt er aus seiner Tasche noch zwei Schüsseln mit Abendessen aus. Er isst mit den Fingern. Wenn ich es richtig einschätze Zwiebel mit Sosse und Kartoffeln. Kann ich mir sein Leben vorstellen? Nein! Während wir auf der benachbarten Bank sitzen und uns unterhalten mit unserem Wäschesack mit frischer Wäsche und Paulina spielt und rennt, hat der Schuhputzer keine Kundschaft. Der Lärm in der Stadt ist höllisch nach dem ruhigen Landurlaub, den wir bisher genossen haben. Im Patio des Hotels ist es ruhiger. Paulina geht schlafen und Martina und ich setzen uns auf eine Bank vor unserem Zimmer 316 in der dritten Etage mit Blick auf den Pool. Zur Strasse hin hat das Hotel einen kleinen Glockenturm, der an die Zeiten von Emiliano Zapata erinnert.

    Dienstag 20.2.2001

    In der Calle 55 schräg gegenüber gibt es ein hübsches kleines Restaurant, wo man auch frühstücken kann. Pfannkuchen, frische Fruchtsäfte, Sandwich, Fruchtteller, Rührei,.... Heute darf Paulina entscheiden, was gemacht wird. Etwas ausserhalb des Zentrums liegt der Parque Centenario mit Zoologico. Wir fahren mit dem Taxi hin. Ein etwas heruntergekommener Park mit alten Spielgeräten, die allerdings heute teilweise eine neue Farblackschicht bekommen. Die Karusells und die Seilbahn sind zum Glück ausser Betrieb. Die Eisenbahn fährt klappernd und ratternd zu einem Preis von 1 Peso auch durch ein stockdunkles Tunnel. Paulina macht es riesig Spass. Picnic haben wir auch dabei. Die Käfige für die Tiere sind viel zu klein. Es gibt viele Raubkatzen (Tigrillo, Ozelot, Puma, Leopard, Löwe und noch eine Art, deren Name ich vergessen habe) und natürlich mehrere wunderschöne Jaguare. Nachmittags im Swimming Pool hechtet Paulina von der Treppe ohne Schwimmhilfe ins tiefe Wasser. Ich stehe daneben. Klar geht sie erstmal unter und Martina schreit von unserer Bank vor unserem Zimmer in der dritten Etage nach Hilfe. Unser Kind ertrinkt nicht. Als Paulina wieder auftaucht, spuckt sie Wasser und lacht. An der Ecke 64ste und 57ste Strasse ist das Restaurant “Alberto´s Continental” mit mexikanischer und libanesischer Küche. In Merida hatten sich zu früheren Zeiten viele Libanesen im Handel tätig niedergelassen. Man sitzt in einem dunklen, weil von hohen Mauern umgebenen Patio mit Bäumen, deren Luftwurzeln bis über den Tisch - fast in den Teller - hängen und stilvoller Dekoration. Es ist eine angenehm drückende, ruhige Atmosphäre in diesem Haus. An diesem Ort befand sich einst ein Mayatempel; das heutige Gebäude wurde Anfang des Jahrhunderts mit Steinen dieses Tempels errichtet. Man atmet Geschichte - und bezahlt. Für libanesische Krautwickel, libanesische, ungewürzte Frikadelle und ein bisschen Drumrum ca. 100 Mark. Die Ceviche de Pescado allerdings war einmalig.

    Mittwoch 21.2.2001

    Wir nehmen das Auto heute und fahren raus nach Dzibilchaltun. Wenn man den Paseo Montejo einmal erreicht hat, kommt man leicht nach Norden aus der Stadt Merida hinaus. Bis Dzibilchaltun sind es ca. 25 Kilometer. Es ist trocken und heiss. Parkplatz 10 Pesos, Eintritt 50 Pesos pro Person, Paulina zahlt nicht. Das sind Höchstpreise. Dafür gibt es ein Übersichtsfaltblatt der Zona Archeologica und der Museumsbesuch ist auch schon drin. Allez hop. Paulina und Martina verkriechen sich in den Schatten. Ich schaue mir die Kapelle und den Tempel der sieben Puppen an. Das ist ca. 1,5 km in der Hitze zu laufen. Es

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    Tempel der sieben Puppen in Dzibilchaltun

    gibt nur wenig Verrückte, die bei solchen Temperaturen ähnliches machen. Im Wald sind Überreste von Wohn-Siedlungen der Bürger-Maya zu sehen. Das interessiert mich besonders, denn von den normalen Lebensumständen der Bewohner ist wenig überliefert. Je höher das Plateau, auf dem die meist ovale Holzhütte stand, desto besser der Rang in der Gesellschaft. In Dzibilchaltun sind wenige Bauwerke restauriert. Wir gehen zusammen zum Cenote. Das Wasser hat eine angenehme Temperatur, ist klar und es gibt verschiedene und viele Fische. Sie knabbern einem die Beine an, solange man ruhig stehen bleibt. Mit Taucherbrille kann ich auch grössere Fische sehen. Der Cenote reicht an seiner tiefsten Stelle 44 Meter unter den Karstfelsen. Das Schwimmen macht riesigen Spass und ist bei dieser Hitze besonders

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    Cenote von Dzibilchaltun

    erfrischend. Das Museum ist klein, aber fein, neu und mit sehr guten Beschreibungen, auch der Ausstellungsstücke. Diese decken die gesamte Zeitdauer von der Einwanderung der Menschen in Amerika und der Besiedlung des Kontinents bis in die Zeit der Kolonialisierung durch die Spanier und deren Handel mit der alten Welt ab. Auf der Rückfahrt halten wir an einem grossen Supermarkt und decken uns für unsere letzten Strandtage mit Lebensmitteln ein. Selten haben wir in Mexico bisher so günstig eingekauft. Auf dem Paseo Montejo liegt ebenfalls das archäologische Museum von Merida (Hausnummer 489). Dort gibt es vorwiegend Exponate von der Halbinsel Yucatan, vor allem aus Chichen und Uxmal. Aber auch Fotos von aktuellen Ausgrabungen in Ek´ Balam mit sensationellen Stuckfiguren an den Aussenseiten der Tempelwände. Ebenfalls eine fantastische Sammlung von Opfergegenständen aus dem heiligen Cenote

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    Statuette mit abnehmbarem Kopfschmuck im archäologischen Museum von Merida

    von Chichen. Gezeigt werden aber auch Erläuterungen zu allgemeinem, heutigem Wissen über die Kultur der Maya (Kalender, Schrift, Agrarsystem, Kunst, Körperdeformationen). Das Museum - in einem kolonialen Palast untergebracht - ist durchweg sehenswert. Nun tun uns jedoch die Beine weh, wir fahren zurück ins Hotel. In der Calle 60 ist bereits das “Petit Multirestaurant” aufgefallen. Dorthin hechten wir bei strömendem Regen im Dunkeln zum Abendessen. Die Klimaanlage kühlt uns mit nassen Kleidern komplett aus. Das Essen und der Service ist hervorragend. Wir hätten das Essen von Paulina sogar umtauschen können, nachdem aufgefallen war, dass sie lustlos mit der Gabel darin herumpickt. Aber ihr Appetit ist heute eben nicht besonders und wir bestellen ihr nur noch ein Toastbrot. Später kommt ein Guitarrespieler und macht Musik, die zum Flair eines “Petit Multirestaurant” - was immer das auch ist - gut passt. Es gibt viel Applaus und beste Stimmung im kleinen Restaurant.

    Donnerstag, 22.2.2001

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